Feministinnen laufen Sturm gegen das Puppenbordell Cybrothe, weil es angeblich Gewaltphantantasien erlaubt. Der Inhaber fühlt sich missverstanden.
Feministinnen laufen Sturm gegen das Puppenbordell Cybrothe, weil es angeblich Gewaltphantantasien erlaubt. Der Inhaber fühlt sich missverstanden.
Die wirklich interessante Frage ist: Gibt es denn einen wissenschaftlichen Nachweis für diese Annahme, dass es diesen Übernahmeeffekt bzw. diesen Realisierungseffekt gibt, also dass dann jemand das virtuell ausgelebte dann ins reale Leben übernimmt. Diese Annahme haben wir im Hintergrund hinter der ganzen Debatte um Gewalt in Filmen und Videospielen, hinter der ganzen Pornodiskussion, hier beim Puppenbordell und noch in zig anderen Debatten. Gleichzeitig konsumieren halt Millionen Leute entsprechende Inhalte und die Gewalt in der Gesellschaft sinkt. Gibt es dazu seriöse, belastbare Forschung?
Was ich so finden konnte:
Aus: The impact of pornography on gender-based violence, sexual health and well-being: what do we know? (Nicht frei zugänglich, aber ist in der sci-hub Datenbank)
Die Autor:innen heben aber wiederholt und deutlich hervor, dass es generell sehr schwer ist, das Thema wirklich wissenschaftlich zu testen und Kausalzusammenhänge zu finden.
ZL;NG:
Ich habe keine Ahnung.
Langfassung:
Das frage ich mich ja auch. Ich bin kein Psychologe und kein Sozialwissenschaftler. Daher habe ich keine Ahnung. Ist auch zu weit von meinem Fachgebiet entfernt.
Ich erinnere mich hier an ein entferntes Beispiel zu rechtsextremistischer Gewalt, wonach verbale Eskalation oft nur eine Vorstufe von physischen Angriffen darstellt. Übersimplifiziert ausgedrückt: Je wohler man sich damit fühlt ungestraft übelste Dinge zu sagen / schreiben, desto näher ist man daran solchen Worten auch Taten folgen zu lassen.
Rein intuitiv wirkt das einleuchtend. Um wieder zum Kontext aufzuschließen: Von reinen Gedankenspielereien auf Puppen umzusteigen ist bereits eine Eskalation. Wenn dabei dann auch sexuelle Gewaltfantasien ausgelebt werden und man sich damit ungehemmt wohlfühlt, klingt es nachvollziehbar, dass man womöglich noch den letzten Schritt zur realen Umsetzung gehen möchte.
Aber ob diese Intuition sich auch in messbaren Tatsachen widerspiegelt oder einfach nur eine falsche Fährte ist, muss für solche Sachverhalte definitiv geklärt werden, um darüber objektiv urteilen zu können.
Die Amerikaner haben menschliche Silhouetten als Zielscheiben eingeführt um Tötungshemmungen abzubauen. Dazu wird es Untersuchungen geben.
Am Ende steht die Frage, will man einen Menschen, der nichts Böses tuen kann oder einen, der es nicht will?
Auch da ist die Wissenschaft im Hintergrund etwas wackelig, diese Geschichte, dass die Silhuetten eingeführt wurden, weil zu wenig Soldaten auf Menschen geschossen haben, stimmt so nicht ganz:
https://old.reddit.com/r/AskHistorians/comments/5jl117/in_his_book_men_against_fire_sla_marshall_alleges/
Ich würde sagen ein Puppenbordell unterscheidet sich in sofern, dass man bei ausreichend realistischen Puppen nicht mehr von dem realen Umgang mit Menschen unterscheiden kann. Man führt tatsächlich die Gewalt in der realen Welt aus, während es bei Büchern, Filmen und Spielen immer eine gewisse Abkapselung zwischen Protagonist und sich selbst gibt. (Bei zukünftigen hochrealistischem VR würde ich das vielleicht ähnlich sehen)
Dh einen Boxsack boxen führt auch dazu Menschen zu boxen? Natürlich nicht, das ist absurd. Hurensöhne sind Hurensöhne, normale Menschen sind normale Menschen. Die Gegenstände tun kaum was zur Sache
Es geht halt nicht um Boxsäcke. Wenn der Boxsack genauso aussieht wie ein Mensch, mit dir wie ein Mensch interagiert und du ihn dann daraufhin schlägst, denke ich schon dass das negative Konsequenzen für deinen Umgang mit Menschen haben kann. Alles was ich sagen wollte, ist dass der Vergleich zu Büchern Filmen und Videospielen hier meiner Meinung nach nicht angebracht ist. Dein Punkt aber bleibt: Wer seine Gewalt auf die Interaktion mit Puppen schiebt, ist ein Arschloch.
Puppen sehen nicht genauso aus wie Menschen, sie unterscheiden sich deutlich. Du würdest eine Wachsifgur auch nie mit einem lebenden Menschen verwechseln. Außerdem interagieren sie nicht nur nicht wie ein Mensch sondern rein gar nicht. Es sind Gegenstände.
Der Clou an den modernen HiTec Sexpuppen ist, dass sie interagieren. Ich habe keine live erlebt, aber dass per LLM und Sprachgeneration eine ziemlich realitätsgetreue verbale Interaktion möglich ist, ist heutzutage ein Gemeinplatz. Und Arme, Beine und Becken bewegen können nicht nur die Roboter von Boston Dynamics – eine androide Animatronic zu bauen, die selbstständig auf Zuruf 99 Sexstellungen einnimmt und dann mit dem Becken wippt sollte heutzutage kein Problem sein.