Ich arbeite in einem öffentliche Krankenhaus und gehöre zu einer kleinen Minderheit: Angestellte, die ihre Überstünden bezahlt bekommen wollen, die zum Dienst pünktlich nach Tarifvertrag kommen.

Ich bin Pflegefachkraft. Die Mehrheit meiner Mitarbeiter/innen machen laut eigene Aussage unbezahlte Mehrarbeit. Eine sagte mir, sie macht bis 20 unbezahlte Minuten pro Tag, was ich nicht verstehe.

Die Ärzten meines Krankenhauses sind noch schlimmer: 2 unbezahlte Überstünden pro Tag sind normal, auch am Wochenende. Eine Ärztin sagte mir, sie musste einmal 4.5 unbezahlte Überstünden machen, alleine ins Gebäude, da die andere Ärztin sich krank gemeldet hatte. Sie meinte, dass ihre Kollegen Angst haben, den Vertrag nicht verlängert zu bekommen (4-jährige Verträge). Nun ist diese Ärztin fest angestellt und alle ihre Überstünden werden eingetragen.

Ich bin verunsichert: Mein Vertrag ist unbefristet aber alle Leitungen sagen mehrmals, dass sie überwachen, wer sich häufig krank meldet und wer Überstünden einträgt. Eigentliche sagen sie das als Witz aber ich weiß nicht, wie ernst sie das meinen. Ich weiß nur, dass Leitungen eine interesse haben, Kosten zu senken. Und wir verursachen Kosten.

Ich bin auf der suche einer neuen Station im Krankenhaus. Was ich beim Vorstellungsgespräch eigentlich sagen möchte ist, dass Mehrarbeit mich nicht stört aber, dass ich erwarte, meine Überstünden problemlos angerechnet und bezahlt zu bekommen.

Aber ich habe Angst bei 2 Stationen, die mich interessieren, nicht angenommen zu werden, wenn ich so deutlich rede. Gleichzeitig so schlimm ist es nicht, denn ich nicht entlassen werden kann: Mein AG ist das KH, nicht eine Station.

Feedback willkommen.

  • jagermo@feddit.org
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    8 days ago

    Ich verfolge deine Posts jetzt seit ein paar Monaten. Ehrlich gesagt solltest du längst bei einer Gewerkschaft sein. Auf dem Papier hast du natürlich Recht und du wirst viel Zuspruch bei den Wage-Theft-Fans hier bekommen.

    Nur so: nächstes Jahr sind regulär Betriebsratswahlen, bewirb dich.

    • squirrel@lemmy.blahaj.zone
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      8 days ago

      Um das, was Jagermo schreibt, zu bestätigen: Du solltest wirklich bei einer Gewerkschaft sein, weil die Dir - vor allem auch - Rechtsschutz geben kann.

      Die Gewerkschaften haben Anwälte an der Hand, deren einzige Aufgabe es ist Angestellten wir Dir beizustehen und Arbeitgeber wie Deinem die Hölle heiß zu machen. Auf deren Unterstützung zurückgreifen zu können, falls es hart-auf-hart kommt, macht einen großen Unterschied. Davon mal abgesehen, dass Du Dich dort auch beraten lassen kannst und überhaupt Leute findest, mit denen Du über sowas reden kannst.

  • LH0ezVT@sh.itjust.works
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    8 days ago

    Nebenbei mal bemerkt, du darfst deine Meinung nach einem Bewerbungsgespräch auch ändern. Oder, im Fall von eigentlich nicht erlaubten Fragen, sogar direkt lügen. Also, wenn jemand fragt, du bist unpolitisch und hälst nichts von Gewerkschaften :)

    Ansonsten, was die anderen gesagt haben. Geh in eine Gewerkschaft, lass dich beraten. Wenn du Angst vorm Durchsickern von Infos hast, lass dich in einem anderen Bezirk beraten.

  • Don_alForno@feddit.org
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    8 days ago

    Dazu hast du doch hier schon jede Menge Antworten bekommen.

    Und ob du Ärger bekommen kannst: Explizit deswegen nicht, aber wenn dein Chef dich dringend genug los werden will, wird er/sie bestimmt eine Möglichkeit finden.

    Gewerkschaft ist darum ein guter Rat.